bdia ausgezeichnet! für Pauline Hess: “Magerscheune in Pottenstein”

Bachelorarbeit SS 2016 an der HS Coburg
Betreuung: Prof. Barbara Fuchs

Entwurf eines Nutzungskonzeptes für die Magerscheune in Pottenstein mit dem Schwerpunkt  Ausstellungsgestaltung

Das alte Fachwerkhaus ist Teil eines Rahmenkonzeptes, in dessen Zuge ein Stadtteil Pottensteins saniert und durch eine Neuordnung und -gestaltung ein K(ult)urpark entstehen soll. Die Magerscheune spielt dabei als historisches Gebäude eine besondere  Rolle – als ehemaliges Außenlager des KZ Flossenbürg soll hier unter anderem ein Dokumentationsort entstehen.

LEITIDEE
Die im Laufe der Jahre durch verschiedene An- und Einbauten entstandene Mischung aus Fachwerk, industriellem Neubau und schnellen, unüberlegten Trockenbaueingriffen verlangt es, sowohl die Gestaltung als auch die Anordnung der Nutzungsbereiche und der Inhalte sensibel auszuwählen und in die Räumlichkeiten einzufügen.
Was kann an diesem Ort passieren?
Wie kann man ihn nutzen?
Welche Möglichkeiten und welche Bedürfnisse gibt es?
Trotz Schwerpunkt auf der Ausstellungsgestaltung soll ein einheitliches, schlüssiges Ganzes entstehen.
Alle Bereiche – Ausstellung, Tourist-Info, Jugendraum & Büro – sollen sinnvoll in das Gesamtprogramm integriert sein, durch gemeinsames Orientierungssystem und einheitliche Formensprache in Erscheinung treten und so die Grundlage und Ausgangspunkt für Interaktion, Integration, Lernen, Kultur, Erleben, Arbeiten und Gedenken bilden. Sowohl Touristen als auch Einheimische sollen in der Magerscheune einen dauerhaften – nicht nur einmaligen – Anlaufpunkt sehen.

BEREICHSEINTEILUNG
Die finale Bereichseinteilung gliedert das Gebäudeensemble in unterschiedliche Einheiten und bietet so eine vielfältige Nutzung.

UMGANG MIT DEM BESTAND
Das Areal Magerscheune ist ein Ort, der rohe, raue Geschichte in sich trägt. Hierzu braucht es eine Gestaltungs- sprache, die auf diesen besonderen Bestand eingeht, nicht zu sehr in die denkmalgeschützten Räume eingreift, diese ganz eigene Sprache aufnimmt und auf ihre eigene Art und Weise weiterführt.

GESTALTUNGSGRUNDSÄTZE
Das grundlegende, übergeordnete Material für die Gestaltungselemente stellt in diesem Entwurf das vor Ort heimische Kiefernholz dar. Ein Material, das im Innenausbau überwiegend als Massivholz verwendet wird und mit seiner besonderen Maserung ein interessantes Gesamtbild ergibt. Durch Lasur kann die Maserung je nach Bedarf zurückgenommen und Farbigkeit eingebracht werden – ein Spiel mit Haptik und Optik ist möglich, welches vor allem als Stilmittel dienen kann, um die Balance zwischen den zwei Ausstellungen zu finden.

AUSSTELLUNGSMODULE
Wie vermittle ich Informationen, ohne den Bestand zu überdecken, in den Schatten zu stellen oder mich diesem zu sehr unter zu ordnen? Durch diese Überlegungen entstand eine klare Form von Knickungen und Kanten entlang der vertikalen Achse, die sich durch die gesamten Ausstellungsräume zieht und so eine eigene, neue Sprache als Vermittler zwischen dem Gebäude, den Informationen und dem Besucher darstellt. Pauline Hess


Die Bewertung  der Abschlussarbeiten erfolgte am 05.10.2016. Jury: Claudia Schütz | Vizepräsidentin bdia, Jürgen Bahls | Vorsitzender Vorstand LV Bayern, Christoph Lay und Tillmann Fischbach | beide Vorstandsmitglieder LV Bayern, sowie Rainer Hilf als Ehrenpräsident. Nicht teilnehmen konnten aus terminlichen Gründen die Vorjahressieger.

Jurybegründung: Die strukturierte Grundlagenermittlung und theoretische Vorbereitung mündet folgerichtig in eine Raumplanung, die die komplexen Nutzungen für die Besucher gut erlebbar macht: Ausstellen, Veranstalten, Zusammenkommen, Gedenken. Gleichermassen bleibt gut Raum für Entdeckungen und Überraschungen. Durch die gewählten Materialien sowie die formalen Raumausformungen wird der Bezug zum Standort besonders untermauert. Trotz der vorgefundenen verwinkelten Räumlichkeiten ist es der Entwurfsverfasserin gelungen, eine gute Orientierung für die Besucher zu schaffen.