bdia ausgezeichnet! Master für Lisa Henke: “Jugendquartier im Viktoriabad”

Masterarbeit SS 2023 an der Hochschule Mainz
Betreuung: Prof.’in Antje Krauter, Prof. Lutz Büsing


Die Gestaltung von Jugendzentren spielt eine zentrale Rolle in der Förderung von Chancengleichheit und Persönlichkeitsentwicklung bei jungen Menschen. Jugendzentren bieten einen Raum für Jugendliche, in dem sie sich entfalten, ihre Fähigkeiten entdecken und ihre Identität formen können. Sie dienen als Alternative zu kommerziellen Plätzen in der Stadt. Jugendzentren schaffen einen sicheren Raum, der frei von Konsumzwang ist und Raum für persönliche Entwicklung bietet. Sie sind auch von großer Bedeutung, um gesellschaftliche Ungleichheiten zu überwinden und jungen Menschen unabhängig von ihrer Herkunft gleiche Chancen zu bieten. Durch die Schaffung eines inklusiven Umfelds ermöglichen Jugendzentren Jugendlichen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Für Städte ist es von großer Bedeutung, dass sich die junge Generation mit ihnen identifizieren kann, indem ihnen Räume geboten werden, die ihre Interessen und Bedürfnisse fördern.

Ein Lösungsansatz meiner Arbeit besteht darin, ein Jugendzentrum in einem ehemaligen Schwimmbad zu gestalten. Dadurch wird nicht nur ein Leerstand nachhaltig genutzt, sondern auch die architektonischen Merkmale des Gebäudes für einen einzigartigen Jugendraum genutzt. Durch die Integration verschiedener Bereiche wie einem Skatepark, Konzentrationszonen und einem Kreativbereich wird ein vielfältiges Angebot geschaffen.

Das Viktoriabad in Bonn liegt zentral zwischen der Universität und dem Rathaus und wurde 1971 von Goswin Weltring entworfen. Es besticht durch seine sachliche Architektur und die markante Kunstharzfassade aus dem Atelier von Gottfried Böhm. Seit über 10 Jahren steht das Gebäude leer und soll in Zukunft abgerissen werden. Die zentrale Lage und großzügigen Räumlichkeiten bieten ideale Voraussetzungen für ein Jugendzentrum. Die Umnutzung des vorhandenen Gebäudes entspricht zudem dem aktuellen Nachhaltigkeitsbewusstsein junger Menschen.

Ein maßgebliches Gestaltungselement des Jugendzentrums sind die beiden Inseln, die sowohl im Innenbereich des Bades als auch im Innenhof zu finden sind. Sie dienen als Orte der Entspannung und Kommunikation und sind durch verschiedene Stufen, Ebenen und Nischen gestaltet. Ihre Formgebung ermöglicht vielfältige Sichtachsen auf die umliegenden Sportangebote. Im Innenhof wird die Insel von einem Laubengang umschlossen, der durch seine versetzte Form verschiedene Sportbereiche gliedert und zu den Eingängen des Jugendzentrums führt. Im Inneren des Gebäudes setzt sich der Rundgang in einer grafischen Linie fort und bildet eine umfassende Verbindung um das gesamte Jugendzentrum.
Das Gebäude kann weiterhin in verschiedene Zonen unterteilt werden. Im ersten Teil befindet sich die Konzentrationszone mit Räumen zum Lernen, für Seminare und Rückzugsmöglichkeiten, sowie einen Aufenthaltsraum für Betreuer:innen. Im mittleren Teil des Gebäudes ist die Kreativitätszone angesiedelt, die einen Tanzsaal, ein kleines Musikstudio, ein IT-Labor und eine Werkstatt umfasst. Diese Räumlichkeiten bieten den Jugendlichen die Möglichkeit, ihre künstlerischen Talente zu entfalten und ihre Kreativität auszuleben.
Lisa Henke


Jury: Daniela Sachs Rollmann Maier, Innenarchitektin, Vorsitzende bdia RP/S | Pia Mogendorf, Innenarchitektin bdia, | Irene Maier, Innenarchitektin, Vize-Präsidentin bdia | Pierre Grün, Innenarchitekt bdia, Vorstandsmitglied RP/S
Jurybegründung: Die Fragestellung zu einem gesellschaftsrelevanten Problem befeuert die Auseinandersetzung mit einem seit über 10 Jahre leerstehende Bestandsgebäude und liefert einen Lösungsvorschlag mit vielfältigen Nutzungen. Es entstehen Räume der Begegnungen und Kommunikation im Raum wird möglich. Den Bestand mit Sorgfalt umzunutzen und eine neue Aufgabe zu verleihen ist der Kerngedanke der Innenarchitektur. Gleichermaßen sind Detailtiefe der Ausarbeitung und die Durchgängigkeit des Gestaltungskonzepts hervorzuheben. Eine gelungene Auseinandersetzung die eine Auszeichnung verdient!