Praxisbericht Landau + Kindelbacher: Bauen ist Choreografie

Seit der Gründung des Büros Landau + Kindelbacher vor zwei Jahrzehnten hat sich der Alltag im Büro verändert. Dies liegt weniger in der eigenen Entwurfsmethodik, die auch heute noch durch die Arbeit mittels Skizzen, Moods/Images, Modellen und Visualisierungen bestimmt wird. Ebenso wenig wie in der Arbeitsteilung der Partner in den Bereich Entwurf und Ausführung. Vielmehr wird die Entwicklung des Büros auch durch die vielfältigen Impulse der Mitarbeiter mit ihren speziellen Fähigkeiten getragen – von den Fertigkeiten der jungen Generation im Einsatz von CAD-Software, den Chancen des parametrischen Entwerfens und Materialinnovationen bis hin zum gewachsenen Erfahrungsschatz des Mitarbeiterstamms, der Kenntnisse aus verschiedenen Ländern und Sprachen mitbringt. Der Baumeister als Generalist ist hinfällig und splittet sich in ein eine Vielzahl von Spezialisten auf. Sowohl das Planen und Bauen betreffend, als auch in der Etablierung von einer Reihe am Bau Beteiligter wie Projektsteurer, Bauherrenvertreter, Anwälte etc. Der Abstimmungsbedarf und die Kommunikation steigt je nach Komplexität des Projekts an und fordert vielfältige Talente neben der eigentlichen Arbeit des Architekten/Innenarchitekten – ein qualitätvolles Werk abzuliefern.

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Für die Wiederbelebung des goldenen Quartiers 2013 in Wien…
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… arbeiten Architekten und Innenarchitekten Hand in Hand!

Interdisziplinarität ist der Schlüssel
Die Schnittstelle zwischen Architektur und Innenarchitektur unser Kapital. Denn das Büro arbeitet lösungsorientiert – zwischen Hochbau und Innenausbau –, über die Grenzen der Disziplinen hinweg. Diese sich wandelnden Bedingungen spiegeln sich auch in der Arbeit und Auswahl der Mitarbeiter wider. Das Interesse an der kompletten Bandbreite der Architektur/Innenarchitektur ist dabei eine Grundvoraussetzung. Denn ein fürs Büro wertvoller Mitarbeiter muss nicht zwingend alle Kompetenzen abdecken, aber Kenntnisse vom Arbeitsprozess haben. Erst der Dialog führt zu einer ganzheitlich durchdachten, individuellen Gestaltung – nutzerorientiert, technisch State-of-the-Art und zeitlos in Funktionalität und Design.
Ein Entwerfer muss die Abläufe auf einer Baustelle kennen um die Umsetzung des Konzepts in die Realität möglich zu machen, der Praktiker muss ein Gefühl für den Entwurf haben, um eine konzeptnahe Umsetzung zu ermöglichen etc. Unabhängig davon wird Engagement und Leidenschaft erwartet – egal für welche Art Bauaufgaben, losgelöst von der Größe und Typologie. Dafür investieren wir im Büro in informelle Atmosphäre und Arbeitsumgebung im Hinblick auf Langfristigkeit der Zusammenarbeit, so wie unsere Kunden bei uns auf hohe Qualität der Entwürfe und deren ausgezeichnete Umsetzung achten. Wenn die Mitarbeiter – genau wie unsere Partner – erleben, dass man seine Arbeit mit Leidenschaft ausübt, dann tun sie das auch. Das schafft ein Gefühl der Authentizität, woraus langfristige Bindungen entstehen.
Der Qualitätsmaßstab liegt erfahrungsgemäß sehr hoch, denn um weiterhin exklusive Bauaufgaben ausführen zu können, bedarf es eines stetig hohen Niveaus. Der daraus resultierende Erfolg ist natürlich auch Ergebnis der ambitionierten Arbeit der Mitarbeiter. Mit jeder fertig gestellten Realisierung kommen neue, spannendere Bauaufgaben, deren Umsetzung noch mehr Engagement und Ambition erfordern – auch über das reine Bauen hinaus: im Umgang und der Kommunikation mit der auf Diskretion bedachten Auftraggeber, fachlichem Wissen und professioneller Distanz etc.

Architekten und Innenarchitekten auf Augenhöhe
Landau + Kindelbacher beschäftigt inzwischen ein Team von rund 50 Architekten und Innenarchitekten (halb/halb), die hoch engagiert und vielseitig qualifiziert, national und international, private und gewerbliche Projekte bearbeiten. Für den Bürobetrieb bedeutet dies, dass die Teams interdisziplinär zusammenarbeiten, die jungen Absolventen von den „alten“ Mitarbeitern und deren langjährigen Erfahrung mit komplexen Bauaufgaben aktiv lernen können und das Potential der beiden Fachrichtungen zugunsten unkonventionelle Ansätze sowie die den Kontext prägenden Gegebenheiten zu denken. Über die Grenzen der Disziplinen hinaus.
Ein großer Mehrwert in einer Zeit, wo sich die Haltung zur Innenarchitektur bzw. der erfolgreichen Symbiose zwischen Architektur, Innenarchitektur und Design geändert hat. Unternehmen können sich mit ihrer Corporate Architecture sichtbar ausdrücken, die Zufriedenheit der Mitarbeiter lässt sich bewerten über gute Architektur, private Bauherren identifizieren sich über Raum und Atmosphäre mit einem Lebensgefühl und -stil. Architektur ist dabei nicht nur eine notwendige Hülle, sondern Bauwerke und Typologien, die ökonomisch, ökologisch und technisch nachhaltig sind und eine Identität für den jeweiligen Ort bilden. Und Innenarchitektur ist dabei deutlich mehr als reine „Ausstattung“.
Die durchdachte Choreographie von Materialeinsatz, Oberflächenqualitäten und Perfektion der Ausführung, unabhängig von Stilrichtungen und aktuellen Modeerscheinungen, muss den Handlungsrahmen definieren –Hochbauarchitekten und Innenarchitekten arbeiten hierzu Hand in Hand – auf Augenhöhe!

Text: Ludwig Kindelbacher
Fotos: Gregor Titze
Erschienen AIT 7/8 2014