Am 18. November 2023 wählten die bdia Mitglieder satzungsgemäß ein neues Präsidium. Wir haben mit den ehemaligen Präsidium über die vergangenen vier Jahre gesprochen und gefragt, was sie den Nachfolger*innen im Amt mit auf den Weg geben möchten.

Dipl.-Ing (FH) Pia A. Döll

Präsidentin bdia 2019-2023, Vizepräsidentin bdia 2015-2019

Von wann bis wann engagierten Sie sich im Amt und in welchen Funktionen? Waren Sie vor dieser Amtszeit schon ehrenamtlich im bdia tätig?

Seit 8 Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich im bdia Präsidium, davon 4 Jahre als Präsidentin. Daneben bin ich in einer Vielzahl von Gremien und Ausschüssen tätig, wie z.B. im ASAP, im AHO oder als Delegierte im ECIA. Meine ehrenamtliche Tätigkeit reicht aber weiter zurück. Kurz nachdem ich angefangen habe, als freie Innenarchitektin in Frankfurt am Main zu arbeiten, wurde ich Mitglied in der Vertreterversammlung der AKH. Ich war seit meiner Mitgliedschaft im bdia im Landesverband Hessen aktiv und später als Vorsitzende tätig. Dadurch war ich auch Mitglied im bdia Bundesrat, bevor ich bdia Vizepräsidentin wurde. Daneben bin ich Gutachterin für die Akkreditierung von Studiengängen der Innenarchitektur im In- und Ausland, sowie oft Jury-Mitglied in Wettbewerben zu Architektur und Innenarchitektur.

Was waren Ihre Aufgaben als Präsidentin?

Zusammen mit dem Präsidium nahmen wir uns vor, die Ziele des bdia neu zu diskutieren und neu zu definieren. Wir wollten dem Verband mehr Gehör verschaffen und als Innenarchitekt*innen in der Architekt*innenschaft stärker wahrgenommen werden. Natürlich hat sich alles mit dem Beginn der Pandemie gleich zu Beginn meiner Amtszeit drastisch geändert. Das Präsidium stand vor der Herausforderung, die Verbandsarbeit den geänderten Umständen und externen Regelungen anzupassen und doch darauf zu achten, dass wir als Gefüge, als VerBAND im wörtlichen Sinne, nicht die Verbindung zu den Mitgliedern verlieren. Das Netzwerken, ein Pfeiler des Verbandswesens, fiel plötzlich weg.

Neben all den Veranstaltungen, bei denen ich es persönlich als wichtige Aufgabe verstanden habe, präsent zu sein und Gesicht zu zeigen, habe ich – wo nötig – kontroverse Themen angesprochen und auf (aus meiner Wahrnehmung bestehende) Missstände hingewiesen, auch wenn dies nicht immer angenehm war.

Im November legen Sie das Amt nieder, dann werden Sie nicht mehr Präsidentin des bdia sein. Möchten Sie über die Gründe sprechen?

Ich bin nun sehr viele Jahre ehrenamtlich für den Berufsstand und besonders für den bdia tätig. Nun wird es Zeit, den Staffelstab weiterzugeben. Das Berufsbild der Innenarchitekt*innen ändert sich gerade rasant. Es müssen die agieren, die diese Änderungen betreffen und die in Zukunft in diesem Berufsfeld arbeiten.

Wenn Sie die Zeit Revue passieren lassen, welches sind Ihre Erinnerungen an die Amtszeit, welches waren die Höhepunkte und Erfolge? Welche Hürden konnten Sie nicht überwinden?

Zu den Höhepunkten gehören das Lob und der Zuspruch, die vielen Bekundungen, dass unsere Arbeit Wirkung zeigt. Ich durfte während dieser Jahre wahnsinnig tolle und engagierte Menschen kennenlernen. Diese werden mir später sicher fehlen. Ich habe den Austausch mit den vielen kompetenten Gesprächspartner*innen sehr genossen, genauso wie das Gemeinschaftsgefühl, wenn wir mit anderen Verbänden an einem Strang ziehen.

Auch die gemeinsame Zeit, die ich mit den drei anderen Präsidiumsmitgliedern sowie den Bundesratsmitgliedern verbringen durfte, wird mir gut in Erinnerung bleiben. Das Miteinander mit Menschen, die die gleiche Leidenschaft teilen, schätze ich sehr. Trotz unterschiedlicher Meinungen war die Zusammenarbeit immer harmonisch und hat viel Freude gemacht.

Zu den Herausforderungen zählte die Mitarbeit im Arbeitskreis zur Novelle der HOAI des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Wir haben viele Formulierungen mitgestalten können und unseren Berufsstand gut vertreten. Leider kam es nicht dazu, dass das bestehende Leistungsbild „Innenräume“ in der HOAI 202X visualisiert wird. Es war dennoch gut zu sehen, wie wir Innenarchitekt*innen mit der BAK und dem AHO für gemeinsame Interessen gekämpft haben.

Welche berufspolitischen Themen waren Ihnen besonders wichtig?

Wichtig waren insbesondere unser Titelschutz, die Zusammenarbeit und der Austausch mit den europäischen Partnern, die Bauvorlageberechtigung und natürlich die HOAI 202X und die Forderung nach auskömmlichen Honoraren für Innenarchitekt*innen als Objektplaner*innen, egal ob es das Objekt Innenräume oder Gebäude betrifft. Für mich waren auch die Bestrebungen wichtig, die Mindeststudienzeit für Studiengänge der Innenarchitektur anzuheben und anzugleichen, so dass flächendeckend eine qualitätsvolle Ausbildung sichergestellt werden kann.

Was waren wichtige Projekte bzw. Neuerungen, die in Ihrer Amtszeit angestoßen beziehungsweise umgesetzt werden konnten?

Das waren z.B. die Mitgliederwerbung durch eine Preisgestaltung der Seminare oder die Wiedereinführung eines regelmäßigen Miteinanders der im bdia engagierten Ehrenamtler*innen außerhalb der Gremiensitzungen, wie die Reisen des Bundesrates. Wir wollten als Verband sichtbarer und attraktiver werden. Wir arbeiten viel für berufspolitische Ziele, die alle Innenarchitekt*innen betreffen und von denen alle profitieren. Das Wissen darum zu vermitteln, ist leider nicht einfach.

Ein großes Projekt im vergangenen Jahr war natürlich das 70. Jubiläum des bdia. Die Feier in Detmold war für mich sehr emotional, gerade auch wegen der großen Wertschätzung aus der Kolleg*innenschaft, dem berufspolitischen Umfeld und aus den Hochschulen, die mir entgegengebracht wurde.

Was möchten Sie dem zukünftigen Präsidium mit auf den Weg geben?

Seid präsent! Bleibt im Gespräch mit den anderen Vertreter*innen der Berufspolitik. Scheut euch nicht, auch mal etwas zu wagen. Auch wenn es manchmal schwerfällt. Hört gut zu und beschäftigt euch mit Meinungen, die vielleicht nicht euren Ansichten entsprechen.

Haben Sie in Ihrem Amt eine persönliche thematische Leidenschaft eingebracht und wenn ja, welche?

Meine berufspolitische Leidenschaft gilt der HOAI. Diesem Thema habe ich viel Zeit und Energie investiert. Daneben habe ich viel von meiner Persönlichkeit eingebracht: Meine Neugier auf Menschen, ihre Anliegen und Ansichten, Resilienz, Reiselust, ein offenes Ohr. In meinem Amt war es mir wichtig, alle mitzunehmen. Transparent zu sein. Entscheidungen gemeinsam mit dem Präsidium zu treffen. Jede und jeder hat einen anderen Standpunkt und den gilt es zu achten und zu integrieren. Ein guter Schlüssel ist meine Präsenz gewesen. Glücklicherweise konnte ich noch vor der Pandemie wichtige Kontakte knüpfen und auf diese bauen. Nach dem Ende der Pandemie war ich natürlich bedeutend mehr unterwegs, habe oft Gesicht gezeigt und auch unseren Verband damit sichtbarer gemacht. Anderen nahmen uns ernst, weil ich tief in der Materie stecke und die richtigen Antworten parat hatte.

Als Ehrenamtlerin gehören Sie zu rund einem Fünftel der über 14-Jährigen Deutschen, die sich freiwillig und unentgeltlich für eine Organisation einsetzen. Was schätzen Sie besonders am Ehrenamt und was konnten Sie für sich persönlich daraus gewinnen?

Jeder kann sich mit seinen Fähigkeiten für die Gesellschaft einbringen. Es bedeutet immer über den Tellerrand hinaussehen, Gleichgesinnte treffen, interessante Themen mit Spezialist*innen besprechen, sich auszutauschen und lernen. Als Kind habe ich viel Ehrenamt erfahren. Ich denke, das war für mich der Schlüssel dazu. Ich finde es wichtig, diese Erfahrung auch anderen zu ermöglichen und an die Gesellschaft zurückzugeben. Ich habe meine Zeit gern gegeben, um den Weg für andere Innenarchitekt*innen zu ebnen. Ohne Ehrenamt geht es nicht! Und ich werde mich auch weiter in anderen Gremien für unseren Berufsstand einsetzen.

Und was kommt für Sie persönlich danach?

Beruflich widme ich mich endlich wieder mehr meinem Büro und meiner Sachverständigen-Tätigkeit. Privat bleibt mir endlich mehr Zeit für die Menschen, die ich liebe.

Dipl.-Ing (FH) Matthias Franz

Vizepräsident bdia 2019-2023

Von wann bis wann engagierten Sie sich im Amt und in welchen Funktionen? Waren Sie vor dieser Amtszeit schon ehrenamtlich im bdia tätig? Welche Ehrenämter haben Sie außerdem?

Seit 2019 bin ich Vizepräsident im Präsidium des bdia und seit 12 Jahren im bdia Landesverband Bayern für die Finanzen zuständig. In der Kammer war ich 10 Jahre lang Teil der Arbeitsgruppe für Fort- und Weiterbildung. Daneben bin ich ehrenamtlicher Richter für Schiedsgerichtsverfahren für die Architekt*innen in Bayern.

Was waren Ihre Aufgaben als Vizepräsident?

Meine Vizepräsidentschaft wurde damals aus dem Bundesrat vorgeschlagen. Bei Präsidiumswahlen hat der Bundesrat ein in der Satzung verankertes Vorschlagsrecht für einen Kandidaten. Damit agiere ich sozusagen als Bindeglied zwischen dem Bundesrat und dem Präsidium. Die Aufgaben umfassen Terminorganisation, Themenabfrage sowie die Themenplatzierung im Präsidium und im Bundesrat.

Im November legen Sie das Amt nieder, dann werden Sie nicht mehr Vizepräsident des bdia sein. Möchten Sie über die Gründe sprechen?

Ich bin jetzt in einem Alter, wo ich nicht mehr ganz so viel machen kann, wie ich gern würde. Zusammen mit meiner Frau führe ich ein Büro. So sehr mir das Ehrenamt und die bundesweiten Treffen mit Kolleg*innen Spaß machen, für mich ist es deutlich schwieriger, im Büro Geplantes umzusetzen. Sitzungstage müssen vor- und nachbereitet werden. Ich kann mir die Zeit nicht mehr freischaufeln, weil andere Dinge eine noch wichtigere Rolle in meinem Leben spielen. Da stecken vor allem private Gründe dahinter.

Auch im Landesverband Bayern sprechen wir viel darüber, dass das eigene Büro vorgeht. Insbesondere, wenn man das eigene Büro allein führt und keine Mitarbeiter hat.

Wenn Sie die Zeit Revue passieren lassen, welches sind Ihre Erinnerungen an die Amtszeit, welches waren Ihre Höhepunkte und Erfolge? Welche Hürden konnten nicht überwunden werden?

Nach außen hin haben wir in unserer Amtszeit weiterhin das Bild unseres Verbandes gestärkt. Vor allem unsere Präsidentin hat mit ihrer Präsenz eine Außenwirkung erzielt, die wir bis dahin nicht hatten. Ich hoffe, dass das zukünftige Präsidium dies fortführt und das nutzen kann, was wir aufgebaut haben. Als kleiner Verband ist es so wichtig, dass wir sichtbar sind und als Berufsstand wahrgenommen werden. Viele haben entweder keine Vorstellung von unserer Arbeit oder eine falsche.

Ein weiterer Punkt ist die Trennung von Ehrenamt und Geschäftsstelle: Uns war sehr daran gelegen, dass die Geschäftsstelle selbstständig arbeiten kann, dass dort auch Entscheidungen getroffen werden, dass Anstöße der Ehrenamtler*innen und Projekte weiter vorangetrieben werden. Zusammen mit den Mitarbeiter*innen der Geschäftsstelle haben wir versucht, dies zu etablieren.

Die 70-Jahr-Feier war sicherlich ein weiteres Highlight, auch wenn ich aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich daran teilnehmen konnte.

Was die Hürden betrifft, muss ich an erster Stelle den Zeitmangel nennen. Was ich mir von mir selbst gewünscht hätte, wäre, mehr Zeit in der Zusammenarbeit mit dem Bundesrat aufbringen zu können. Nichtsdestotrotz ist unser Kontakt untereinander sehr gut und die Gespräche immer konstruktiv und weiterführend.

Welche berufspolitischen Themen waren Ihnen besonders wichtig?

Wie schon erwähnt, ist das die Sichtbarkeit des Berufsstandes in der Öffentlichkeit und in der Politik. Dazu kommt der regelmäßige Kontakt zu anderen Verbänden, das gemeinsame Engagement mit den anderen freien Berufen in der Politik, weil sich gerade viel ändert. Inzwischen auch auf europäischer Ebene: Überall gibt es massive Tendenzen, die freien Berufe einzuschränken. Das bekommt man nur mit, wenn man so ein Ehrenamt über eine längere Zeit begleitet und die Diskurse kennenlernt.

Was waren wichtige Projekte bzw. Neuerungen, die in Ihrer Amtszeit angestoßen beziehungsweise umgesetzt werden konnten?

Ich wollte immer eine Plattform, die die reibungslose Kommunikation im Verband ermöglicht. Auch was die Kommunikation zwischen den Landesverbänden betrifft, für die ganze andere Themen wichtig sind. Weiterhin sollte der Zugang zu Unterlagen für alle möglich sein und Inhalte sollten nicht verloren gehen, die Kolleg*innen schon bearbeitet haben. So wurde MS Teams als digitales Kommunikationsmittel eingeführt. Leider läuft die Kommunikation darüber noch nicht rund. Das Tool ist sehr komplex und damit beratungsintensiver, als wir erwartet hatten.

Möchten Sie dem zukünftigen Präsidium etwas mit auf den Weg geben?

Ja, natürlich: Mit Freude das Ganze betreiben, mit der nötigen Gelassenheit an die Dinge herantreten, mit Spaß zusammenarbeiten, miteinander im ständigen Austausch sein. Auch meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger rate ich, den Austausch zwischen dem Bundesrat und dem Präsidium rege zu gestalten. Wenn es geht, noch mehr, als ich es konnte. Das führt auch in den Landesverbänden zum besseren Verständnis. Die Protokolle sind nicht immer aussagekräftig. Im persönlichen Gespräch ist es immer noch am effektivsten, Informationen zu übermitteln. Ich empfehle ihnen, miteinander zu reden. Und sich weiter darum zu bemühen, kontinuierlich den Berufsstand in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Das wünsche ich mir.

Als Ehrenamtler gehören Sie zu rund einem Fünftel der über 14-Jährigen Deutschen, die sich freiwillig und unentgeltlich für eine Organisation einsetzen. Was schätzen Sie besonders am Ehrenamt und was konnten Sie für sich persönlich daraus gewinnen?

Ich finde es wichtig und gut. Ich kann nur jeder und jedem empfehlen, sich zu engagieren. Es ist bereichernd für alle und macht Spaß. Das Präsidium ist eine Zufallsgemeinschaft. Wir haben uns gut verstanden und sind respektvoll miteinander umgegangen. Wir haben viel und auch kontrovers diskutiert und es immer geschafft, Entscheidungen zu treffen und diese dann als Gemeinschaft zu tragen.

Und was kommt für Sie persönlich danach?

Wie gesagt, ich muss mich um das Büro kümmern. Da haben wir einige Baustellen, nicht nur wörtlich. Das betrifft auch das, was wir uns als Büro vorgenommen haben. Ansonsten weiß ich natürlich nicht, was morgen kommt (lacht). Ich stehe natürlich jederzeit für den Landesverband und dem Präsidium bei Fragen zu Verfügung. Gerade am Anfang sollten wir uns mit dem neuen Präsidium austauschen. Es muss ja nicht wieder alles bei null beginnen. Wir haben jetzt die Erfahrungen, die wir gerne teilen. Ich bin weiterhin im Verband, ich bin dabei, wo es geht, und stehe immer mit Rat und Tat zur Seite, wenn jemand etwas wissen will.

Dipl.-Ing (FH) Johann Haidn

Vizepräsident bdia seit 2019, Schatzmeister seit 2008

Seit wann engagieren Sie sich im Amt und in welchen Funktionen? Welche Ehrenämter haben Sie außerdem?

Mit meiner Eintragung als Innenarchitekt 2003 wurde ich Mitglied im bdia. Mein Ehrenamt als Kassenprüfer im Landesverband Bayern legte ich nach einer Wahlperiode ab und folgte, gewählt vom Bundesrat, 2008 Wolfgang Mayer als Schatzmeister im bdia. In Weimar wurde ich 2019 zum Vizepräsidenten und Schatzmeister gewählt und vertrete als Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes der Freien Berufe e.V. die Anliegen der Innenarchitekt*innen im BFB. Mit meinen Aufgaben als Auditor im ECIA (European Council of Interior Architects) schließt sich der Kreis.

Mein Engagement umfasst mit der Ernennung 2010, im Namen des Freistaates Bayern, zum ehrenamtlichen Richter am Berufsgericht für Architekten beim Landgericht München I, auch die Berufung 2016 des Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration als stellvertretendes Mitglied im Landesausschuss der Bayerischen Architektenversorgung.

Zuletzt wurde ich mit meiner Bewerbung für die Projektgruppe Nachwuchsförderung auch in den Schlichtungsausschuss bei der Bayerischen Architektenkammer berufen.

Was sind Ihre Aufgaben als Vizepräsident und Schatzmeister?

Neben den satzungsgemäßen Aufgaben wie Budgetplanung und Jahresabschlüsse in den Jahren der Finanzkrise wurden in den ersten Jahren die Bankgeschäfte konsolidiert. Für den Förderkreis wurden Leistungspakete kreiert und eine bedeutende Unterstützung ausgebaut. Zuletzt gelang es, die kleinen bdia Landesverbände in der Finanzierung solidarisch besser zu stellen.

Sie treten am 18. November wieder für das Amt des Vizepräsidenten und Schatzmeisters an. Gibt es Ziele, die Sie anstreben?

Auch für die nächsten Jahre planen wir ausgeglichene Jahresabschlüsse. Die Rücklagen reichen aus, um den Haushalt 100% abzusichern. Bei steigenden Kosten ist eine Beitragsanpassung unvermeidlich. Die erste Herausforderung wird es sein, auf der Bundesmitgliederversammlung in Frankfurt fundiert die Argumente vorzustellen, um eine breite Zustimmung zu erhalten.

Es finden sich nur wenige Kolleg*innen, die sich für ein Ehrenamt zur Wahl stellen. Die Zeiten der Grabenkämpfe sind überwunden. Die Herausforderung liegt darin, nach innen den von Vielfalt geprägten Dialog zu suchen und nach außen klare Positionen zu vertreten und dabei neue Brücken zu bauen.

Wenn Sie die Zeit Revue passieren lassen, welches sind Ihre Erinnerungen an die Amtszeit, was waren die Höhepunkte? Was waren Hürden?

Vor über 15 Jahren wurde ich ins Ehrenamt gelockt, um mit einem überschaubaren Aufwand in unseren Berufsverband als Schatzmeister die Kontinuität sicherzustellen und die bewährten Strukturen fortzuführen. Veränderungen waren unvermeidlich.

Neben den formalen Aufgaben bleiben die zahlreichen Reisen in Erinnerung: ein Workshop mit den Hochschulen in Istanbul; legendär waren auch die Einladung gemeinsam mit dem Bundesrat nach Recanati; eine Exkursion mit dem portugiesischen Korkverband nach Porto und Lissabon; der Besuch der Messe Maison&Objet in Paris und zuletzt die Reise zum ECIA-Jubiläum nach Florenz.

Höhepunkte waren die zahlreichen vertrauensvollen und wertschätzenden Gespräche. Leider fehlt es oft an Transparenz. Wie organisiert sich der bdia, wie kann es gelingen, berufspolitischen Einfluss zu nehmen? Wie gelingt es uns, neben einem türöffnenden Smalltalk unsere Themen wirkungsvoll zu platzieren?

So muss es uns gelingen, unsere Themen weiter in den Vordergrund zu stellen, den Dialog zu fördern und den Blick über den Tellerrand zu wagen.

Welche berufspolitischen Themen waren Ihnen besonders wichtig?

In den Architektenkammern steigt die Anzahl der angestellten Mitglieder. Bürostrukturen werden sich verändern. Hinter erfolgreichen Projekten steht nicht nur ein/e Entwurfsverfasser*in, sondern oft ein Team aus qualifizierten Mitarbeiter*innen. Wie können wir Kolleg*innen erreichen, die in der zweiten Reihe stehen, und deren Interessen angemessen vertreten? Wie werden wir als Verband attraktiv für junge Mitglieder, die sich aktuell in neuen Strukturen organisieren und ein Umdenken in der Bauwirtschaft einfordern? Lebenslanges Lernen und weitere Qualifikationen sind unumgänglich. Wie gelingt es uns, Kolleg*innen im Studium und in den ersten Berufsjahren auf dem Weg zur Kammer zu begleiten und einen Mehrwert als Mitglied im bdia erlebbar zu machen? Neben den berufspolitischen Zielen braucht es Respekt vor individuellen Lebensbiografien und Entscheidungen. Nicht jede und jeder muss ein eigenes Büro gründen. Ein Verband zu sein, heißt auf die Augenhöhe zwischen den Tätigkeitsarten und den Fachrichtungen zu achten, im Wissen, dass sich Funktionen und Rollen schnell verändern können.

Was waren wichtige Projekte bzw. Neuerungen, die in Ihrer Amtszeit angestoßen beziehungsweise umgesetzt werden konnten?

Welche Zielgruppe wollen wir ansprechen und wie erreichen wir junge Mitglieder? Kann es uns gelingen, Hürden und Vorbehalte abzubauen? Über das Für und Wider in Bezug auf soziale Medien wurde lange diskutiert. Wer auf in den sozialen Netzwerken nicht präsent ist, existiert nicht. Welcher Aufwand ist notwendig, um neue Kanäle professionell zu bedienen? Ich freue mich über die große Reichweite auf Instagram und über jedes „Like“, ohne zu fragen, wie man Erfolge messen kann. Einfach machen und unsere Botschaften breit teilen. So entstehen Netzwerke, die unterstützen und bereichern.

Bringen Sie in Ihrem Amt eine persönliche thematische Leidenschaft ein und wenn ja, welche?

Als Schatzmeister nimmt man schnell eine Rolle ein: Der, der bremst, das Risiko meidet und unnötige Kosten einsparen will. Für mich war es wichtig, zu gestalten und nicht zu verwalten. Über eine transparente Kommunikation vieles zu ermöglichen und trotzdem die Strukturen und Budgets im Blick zu behalten. Jede und jeder bringt sich im Ehrenamt auf ihre/seine einmalige Art und Weise ein: mit Emotion und Leidenschaft! Vielleicht war es meine Aufgabe als Schatzmeister, einzelne Argumente immer wieder zu hinterfragen und sachlich zu argumentieren, um gemeinsam gute Entscheidungen zu treffen.

Als Ehrenamtler gehören Sie zu rund einem Fünftel der über 14-Jährigen Deutschen, die sich freiwillig und unentgeltlich für eine Organisation einsetzen. Was schätzen Sie besonders am Ehrenamt und was konnten Sie für sich persönlich daraus gewinnen?

Im Verband bewegen wir uns oft in einer Blase. Die Themen kreisen um uns selbst. Relevanz entsteht, wenn wir Zeichen der Zeit erkennen und uns als Teil der Lösung konstruktiv einbringen. Wir brauchen „Mutmacher“. Nicht ein Verband – wir alle – sind aufgefordert, uns immer wieder neu zu orientieren. Im Ehrenamt wurden mir umfangreiche Einblicke gewährt, die helfen, sich selbst einzuordnen, neues auszuprobieren, sich zu behaupten und zufrieden zu sein mit dem, was im Rahmen der begrenzten Ressourcen geleistet wird.

Dipl.-Ing (FH) Irene Maier

Vizepräsidentin bdia 2019-2023

Von wann bis wann engagierten Sie sich im Amt und in welcher Funktion?

Man könnte fast sagen, etwas zu leichtfüßig stieg ich 2019 in die Fußstapfen von Claudia Schütz. Denn neben der Funktion der Vizepräsidentin an der Seite von Pia A. Döll gab es noch die Akquise-Arbeit zum Handbuch des bdia. Ich war mir sicher, das könnte ich, aber unterschätzte den zeitlichen Aufwand.

Waren Sie vor dieser Amtszeit schon ehrenamtlich im bdia tätig? Haben Sie daneben andere Ehrenämter inne?

Als ich mich 2019 für die Position der Vizepräsidentin zur Wahl stellte, hatte ich bis dahin nur als Zuschauerin Erfahrungen gesammelt. Bis dahin durfte ich fast 10 Jahre nur die Vorteile einer bdia Mitgliedschaft genießen und wusste nicht, wieviel ehrenamtliches Engagement sich dahinter verbirgt. Fast zeitgleich übernahm ich zusätzlich als Nachrückerin eine Position in der Vertreterversammlung der Hessischen Architektenkammer und hatte so voller Tatendrang und Neugier meine Fühler auf den berufspolitischen Ebenen ausgestreckt.

Was waren Ihre Aufgaben als Vizepräsidentin?

Es war recht schnell klar, welche Themen mich persönlich motivierten und diese konnte ich dann auch verfolgen: das Handbuch und die Zusammenarbeit mit dem Callwey Verlag, die Digitalisierung in der Innenarchitektur und das Netzwerken mit unserem Nachwuchs an den Hochschulen.

Im November legen Sie das Amt nieder, dann werden Sie nicht mehr Vizepräsidentin des bdia sein. Möchten Sie über die Gründe sprechen?

Die Gründe sind recht einfach und nachvollziehbar. Als ich gestartet bin, war ich in Vollzeit angestellt. Mit der Übernahme des Posten reichte die Freizeit nicht mehr aus, um meinen ehrenamtlichen Aufgaben gerecht zu werden. Ich kürzte meine Vollzeitstelle um einen Tag auf eine 32 Stunden pro Woche und büßte damit ein 1/5 meines Gehalts ein. Die Akquise zum Handbuch machte es wieder wett, aber nicht einfach so… Ich wollte es richtig machen, die Ziele erreichen und das Handbuch zu unserer Visitenkarte machen. Das führte dazu, dass ich noch mehr arbeitete.

Dieses selbstbestimmte und aufregende Leben zwischen den Terminen und Reisen nach Berlin, München usw. hatte mich gepackt und ich sah mich in der Lage, noch weitere Bälle in der Luft zu halten. Mit meiner Erfahrung und dem Wissensvorsprung fühlte ich mich auch endlich bereit für eigene Projekte und startete langsam die Akquise.

Wenn Sie die Zeit Revue passieren lassen, welches sind Ihre Erinnerungen an die Amtszeit? Welche Hürden gab es?

Ich kann sagen, dass die Zeit im Präsidium eine sehr wertschätzende war. Der Austausch mit meinen Kolleg*innen fand auf Augenhöhe statt und der respektvolle Umgang hat uns zusammengeschweißt. Ich könnte sagen, großes Vertrauen und daher echte Freundschaft. Das haben wir Pia A. Döll mit ihrem grenzenlosen Vertrauen zu verdanken. Es gab tatsächlich aber auch Hürden. Weil mir die Erfahrung in der Mitarbeiterführung fehlt, bin ich manchmal etwas ruppig gewesen. Dabei war es niemals persönlich gemeint, ich bin einfach gerne direkt.

Welche berufspolitischen Themen waren Ihnen besonders wichtig?

Mit den Themen im Handbuch kann man vielleicht meine Handschrift erkennen. Mit „Frau Innenarchitekt“ haben wir ins Schwarze getroffen. Danach folgte die Jubiläumsausgabe mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Innenarchitektur und aktuell sind es die digitalen Arbeitswelten. Die kommende Ausgabe wird sich mit der Wirkung von Innenräumen auf den Menschen beschäftigen und das Ganze auch aus der wissenschaftlichen Perspektive.

Was waren wichtige Projekte, die in Ihrer Amtszeit angestoßen beziehungsweise umgesetzt werden konnten?

Mir war es besonders wichtig, die Menschen bzw. die Identität des bdia erfahrbar zu machen und die Menschen, die sich für die Gemeinschaft und den Beruf engagieren, zu heben. Beispielsweise auf unserem Instagram-Kanal, den wir gemeinsam digital gefeiert haben, oder auch durch die Veränderungen im Handbuch. Ich wollte die Arbeitsschritte in der Geschäftsstelle reduzieren und verbessern. So gelang uns dann auch, die Digitalisierung zur Projekteinreichung im Handbuch einzuführen.

Was möchten Sie dem zukünftigen Präsidium mit auf den Weg geben?

Meine Divise war es, nicht in die Geschichtsbücher zu schauen, sondern Geschichte zu schreiben. Ich würde mir wünschen, dass das neue Präsidium die Wertschätzung spürt und den Kontakt nach außen und die Sichtbarkeit weiter ausbaut.

Haben Sie in Ihrem Amt eine persönliche thematische Leidenschaft eingebracht und wenn ja, welche?

Meine Leidenschaft ist es eben nicht sofort nachzugeben. Manchmal muss man etwas auch wiederholen und standhaft verteidigen. Mit war es wichtig, immer wieder zu hinterfragen, wer unsere Zielgruppe ist. Für wen reißen wir uns das Bein aus und wen kümmert es, wenn wir um 23 Uhr noch auf die S-Bahn warten, weil der Flug ausgefallen ist?

Als Ehrenamtlerin gehören Sie zu rund einem Fünftel der über 14-Jährigen Deutschen, die sich freiwillig und unentgeltlich für eine Organisation einsetzen. Was schätzen Sie besonders am Ehrenamt und was konnten Sie für sich persönlich daraus gewinnen?

Die Zeit im Ehrenamt empfinde ich persönlich als eine enorme Chance und bin unendlich dankbar für all die Einblicke, die ich haben durfte. Als Jury-Mitglied gefragt zu werden und sich der Verantwortung bewusst zu sein, schärft auch das eigene Verständnis von der Qualität unserer Arbeit. Man darf es aber auch nicht 24/7 wichtig nehmen und muss manchmal von Familie und Freunden erinnert werden, dass man noch andere Interessen hat als den bdia.

Und was kommt für Sie persönlich danach?

Ich habe keine Angst loszulassen und mich neuen Dingen zuzuwenden. Wir haben sehr viele tolle Kolleg*innen, die großartige Arbeit leisten und das Ehrenamt mit Identität füllen können. Meine Aufgaben betreffen aktuell meine Bürogründung. Dafür möchte ich meine Power einsetzen. Der bdia ist in meiner DNA und nicht weg, nur weil ich nicht mehr zur Wahl stehe. Die Aufgaben werden mich schon finden, da bin ich mir sicher!

Fotos: Sandra Hauer / nahdran photografie

Foto Frankfurt: Joshua Kettle / unsplash

bdia Bundesmitgliederversammlung 2023

Auf der bdia Bundesmitgliederversammlung 2023 am 18. November 2023 wählten die Mitglieder nach vierjähriger Amtszeit ein neues Präsidium.