Verbandsarbeit braucht Nachwuchs!

Kissenknicker? Stühlerücker?

Es gibt viele Klischees, die Studierenden der Innenarchitektur anhaften. Wir, der bdia bund deutscher innenarchitekten, halten dagegen und engagieren uns seit über 60 Jahren für das Berufsbild der Innenarchitekten als eigenständige, unverwechselbare Disziplin. Und zwar nicht nur für eingetragene Innenarchitekt/innen, sondern auch für unseren Nachwuchs.

Ob mit fachkompetenter Beratung, einem umfangreichen Seminarprogramm zur fachlichen Weiterbildung oder durch die Auszeichnung besonderer Abschlussarbeiten bieten wir Studierenden ein vielseitiges Angebot zum erfolgreichen Berufseinstieg.

Informiere dich unter www.bdia.de


„Weil ich mir nichts Schöneres vorstellen könnte, als das Leben anderer durch ästhetische und sinnvolle Gestaltung positiv zu beeinflussen“ war eine von vielen Antworten auf die Frage: „Warum Innenarchitektur?“, die wir Studierenden vor der Sommerpause im Rahmen einer bdia Umfrage an den Hochschulen gestellt haben.

Selbstorganisation als Wert

Über 300 Studierende der Fachrichtung Innenarchitektur konnten wir nicht nur zu den Gründen der Studienwahl, sondern vor allem zu ihrem Wissen über unseren Berufsstand, den bdia und die Architektenkammern befragen. Unsere Erkenntnis? Unser Nachwuchs muss noch stärker für berufspolitische Themen sensibilisiert werden, denn es geht um die Zukunft unseres Berufs.

An der Hochschule setzen junge Menschen naturgemäß andere Schwerpunkte und legen den Grundstein für ein erfolgreiches Berufsleben. Der Schritt ins Berufsleben ist ein bedeutender, jeder kennt das aus eigener Erfahrung. Hier gilt es, sich zu behaupten und sich zu organisieren. Der Berufsverband bdia bund deutscher innenarchitekten kann dabei ganz unmittelbar helfen. Er kann beraten und Seminare anbieten und, und das ist vielleicht noch wichtiger: er kann eine starke Stimme für die Interessen, insbesondere auch der jungen Berufsanfänger sein. Das setzt ein Engagement auf allen Seiten voraus. Sich selbst zu organisieren ist auch für junge Menschen nichts Neues, und der bdia kann hierfür der richtige „Ort“ sein. Denn in dieser Selbstorganisation besteht ja der Wert eines Berufsverbandes und auch einer Kammermitgliedschaft. Ob man sich für eine Kammermitgliedschaft entscheidet und sich dann auch Innenarchitektin oder Innenarchitekt nennen darf, ist natürlich jedem selbst überlassen. Wir können dafür Sorge tragen, dass diese Entscheidung bewusst getroffen wird. Wir können gemeinsam über die Vorteile eines eigenen Rentensystems und der rechtlichen Möglichkeiten aufklären, die sich aus einer Kammermitgliedschaft ergeben.

Der Wert der Institutionen erschöpft sich aber nicht in diesen unmittelbaren Vorteilen. Gemeinsam eine Form zu haben, aus der heraus sich Dinge bewegen lassen, ist der Anspruch, den wir vermitteln möchten. Viele andere Berufe haben keine vergleichbare Plattform. Attraktiv ist der bdia und auch die Kammer nur, wenn auch junge Menschen die Erfahrung machen, dass Verbandsarbeit lebendig und durch eigenen Input veränderbar ist. Mit der Aktion „Kannst du knicken!“ möchten wir genau das an den Hochschulen vermitteln.

Autor: Constantin von Mirbach, bdia Bundesgeschäftsführer


Lehre nicht bedeutet nicht, einen Eimer zu füllen, sondern ein Feuer zu entfachen!

Interview mit Axel Müller-Schöll, Professor für Innenarchitektur/ Ausbaukonstruktion an der
Burg Giebichenstein / Kunsthochschule Halle

Eine Hochschule trägt große Verantwortung hinsichtlich der Ausbildungsqualität. Was sollten junge Menschen, die Innenarchitektur studieren möchten, von einer Hochschule erwarten dürfen?

Junge Menschen sollten von einer Hochschule erwarten, dass sie dort keine Schule mit einem statischen Lehrplan mehr vorfinden, sondern einen individuellen Zugang zu einer differenzierten Bildung bekommen, der eine zielfokussierte Weiterentwicklung eigener, angestrebter Kompetenzen ermöglicht. Einen solchen Lernort zu orchestrieren, die richtigen Themen aufzumachen, das notwendige Spannungsfeld aufzuziehen und dafür vernünftig bemessenen Örtlichkeiten zu schaffen – das bedeutet in der Tat eine große Verantwortung. Sie tragen zu können erfordert Erfahrung, Mut, Toleranz und Weitblick gleichermaßen. Im besten Fall entsteht somit ein facettenreiches Angebot, das den Studierenden zum individuellen Gebrauch einlädt – eine dezidierte Eigeninitiative, Diskussionsbereitschaft und Konzentration vorausgesetzt.

“Freiheit der Lehre” und „Praxistauglichkeit”? Ein Widerspruch?

Ein Arbeitsleben wird heute mit 40 Jahren bemessen, absehbar wird dies künftig noch länger sein. Aber weder Lernende noch Lehrende wissen, wie sich die Welt im kommenden halben Jahrhundert entwickeln wird. Darüber lässt sich nur spekulieren, in Kenntnis und Analyse des Gewesenen, oder einer Vorahnung folgend. Wenn ich darüber nachdenke, wer von meinen Professoren für meine eigene „Praxistauglichkeit“ wirklich wichtig gewesen ist, so waren es vor allem diejenigen, die existentielle Fragen stellten und solche zuließen; Typen, an denen man sich mit eigenen, auch gewagten Hypothesen reiben konnte und die weniger dem Interesse folgten, aus ihrem Gegenüber den Klon des eigenen Genius zu generieren. Sie ermutigten uns mit ihrer Überzeugung, dass „sich alles ändern muss, wenn es so bleiben soll wie es ist“ (Lampedusa) und folgten Heraklits Credo, dass „Lehre nicht bedeutet, einen Eimer zu füllen, sondern ein Feuer zu entfachen“. Unter anderem zur Vorbeugung von – um im Bild zu bleiben – Schwelbränden und Wasserschäden stattet die Gesellschaft Lehrende an einer Hochschule mit einer weitreichenden akademischen Freiheit aus. Wo davon mit Verstand und Leidenschaft Gebrauch gemacht wird, dort ist um Praxistauglichkeit nicht zu fürchten!